Symbolbild: Moschee © Canva, bearbeitet by Avempace.

In Deutschland sind vier bedeutende muslimische Religionsgemeinschaften vertreten, daneben existieren auch zahlreiche kleinere Vereinigungen und Gemeinschaften. Diese verschiedenen Gruppen zeichnen sich durch vielfältige kulturelle Hintergründe aus und sind theologisch verschiedenen Schulen zugehörig. Des Weiteren vertreten sie teils verschiedene ideologische Ansichten und nehmen unterschiedliche politische Standpunkte ein.

In den Diskussionen unter Muslimen sind vielfältige Standpunkte präsent, von sunnitischen über sufischen, salafistischen bis hin zu schiitischen und modernen sowie konservativen Ansichten. Diese Debatten können mitunter leidenschaftlich geführt werden. Dennoch, wenn der Muezzin zum Gebet ruft, vereinen sich alle Muslime, bilden eine Einheit und beten gemeinsam in Richtung der Kaaba. Sogar jene, die zunächst zögerlich oder uneinig erscheinen und nicht beabsichtigen, zusammen zu beten, richten sich zu den von Allah festgelegten Gebetszeiten in die von Allah vorgeschriebene Richtung aus. Auf diese Weise bilden sie, sei es gewollt oder unbeabsichtigt, eine Einheit im islamischen Gebet.

Unter Muslimen bestehen zahlreiche Themen, über die unterschiedliche Meinungen existieren, wie beispielsweise die Halal-Zertifizierung von Lebensmitteln und deren Bestandteilen, theologische Diskussionen über die Eigenschaften Allahs, das geeignete politische System oder die Bedeutung der Fastenzeit. Jedoch, sobald der Monat Ramadan beginnt, fasten sie alle gemäß den von Allah festgelegten Zeiten.

Im Islam werden alle Muslime als vor Allah gleich angesehen

Die muslimische Gemeinschaft, wie auch andere Glaubensgemeinschaften, besteht aus einer Vielfalt von Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft. Dennoch, wenn die jährliche Hadschzeit beginnt, versammeln sich Millionen von Muslimen, unabhängig von Geschlecht, sozialem Status, Hautfarbe oder Herkunft, an einem Ort, um Allah zu preisen. In diesem Moment wird die menschliche Vielfalt als untrennbare Einheit anerkannt, denn es gibt keine andere Möglichkeit!

Bei Hochzeiten feiern Muslime ebenfalls auf vielfältige Weisen. Es gibt verschiedene kulturelle Zeremonien, unterschiedliche Kleidung und vielfältige Bräuche sowie Traditionen. Dennoch eint sie alle die Überzeugung, dass im Islam Töten, Diebstahl, Meineid, Obszönitäten und Unzucht verboten sind.

Sie erarbeiten unterschiedliche Lösungen für religiöse und soziale Herausforderungen. Ihre Ansichten darüber, welche Maßnahmen momentan vorrangig sind und welche gesellschaftlichen Aktionen am wichtigsten sind, können variieren. Dennoch glauben sie einstimmig daran, dass „gute Taten“ sowohl für ihre Glaubensgeschwister als auch für die gesamte Menschheit Gott gefällig sind. Sie sind davon überzeugt, dass solche Taten das Böse verhindern und Sünden auslöschen.

Kinder Erziehung

Muslime haben auch unterschiedliche Ansichten bezüglich der Erziehung ihrer Kinder. Einige betonen den religiösen Aspekt in der Erziehung, während andere mehr Wert auf weltliche Bildung legen. Einige bevorzugen traditionelle Methoden, während andere moderne Ansätze wählen. Dennoch sind sich alle bewusst, dass diese Kinder die Zukunft der muslimischen Gemeinschaft in der hiesigen Gesellschaft repräsentieren. Die Verantwortung, die uns von Gott auferlegt wurde, besteht darin, diesen Kindern den Islam aufrichtig zu vermitteln und sie über die Grundlagen des Glaubens, die Praxis, die Tugenden sowie die Gebote und Verbote aufzuklären.

Wir tragen die Verantwortung, sie vor obszönen, schädlichen und radikalen Einflüssen zu schützen. Wir sind nicht nur dafür verantwortlich, dass sie sich als Bürger dieses Landes sehen, sondern auch dafür, ihnen den Mut beizubringen, sich nicht in modischen Bewegungen, radikalen Gruppen oder sündhaftem Verhalten zu verlieren, die im Widerspruch zu Allahs Wohlgefallen stehen.

Pflichten der muslimischen Vertreter

Die großen Religionsgemeinschaften haben die Verpflichtung, ihre weltlichen, kulturellen und ideologischen Differenzen beiseitezulegen und sich als eine Einheit auf das Wesentliche im Islam zu konzentrieren. Andernfalls könnten wir riskieren, dass unsere Kinder extremistischen Gruppen, sei es aus religiösen oder säkularen Gründen, anheimfallen. Als eine ausgleichende Gemeinschaft ist es die Pflicht der großen Religionsgemeinschaften, sich den Herausforderungen der Muslime und der Gesellschaft insgesamt zu stellen und zumindest die Kernelemente des Islam zu bewahren.

Es ist wichtig zu bedenken, dass Allah seine Religion bis zum Jüngsten Tag bewahren wird, doch dies bedeutet nicht zwangsläufig, dass unsere Kinder nicht von diesem Pfad abweichen können. Als Eltern, Nachbarn und Mitglieder der Gemeinschaft tragen wir die Aufgabe und Verantwortung, sicherzustellen, dass unsere Kinder nicht von der rechten Bahn abkommen.

Fazit

Wenn wir die zahlreichen Unterschiede, die oft unter Muslimen existieren, vorübergehend zurückstellen und stattdessen das wesentliche Fundament des Islam an die erste Stelle setzen, würden alle Muslime unweigerlich erkennen, dass sie eine weltweite Einheit bilden. Dies würde deutlich machen, welchen wertvollen Beitrag sie der Gesellschaft leisten können.

„Haltet euch allesamt an Allahs Seil fest, zersplittert euch nicht!“ (Sure 3:103)